Lern’ zaubern haben sie gesagt. Das ist ganz einfach haben sie gesagt. Seit nunmehr drei Jahren führe ich im Rahmen meiner Arbeit regelmäßig Künstlerinterviews, darunter auch der ein oder andere Zauberer. Manche davon zaubern eher das gute alte Kaninchen aus dem Hut, während andere sich auf große und moderne Illusionen à la David Copperfield spezialisiert haben. Gemeinsam haben sie jedoch alle eines: Die Ansicht, dass Übung allein den Zaubermeister macht und in uns allen ein kleiner Houdini schlummert. Und gutgläubig wie ich bin, habe ich mich schon selbst die großen Hallen in Las Vegas füllen und die Chinesische Mauer wegzaubern sehen. Dieser Gedanke sollte aber auch die einzige Illusion bleiben, die ich im Magic May zustande gebracht habe. Falls ihr also immer schon mal schonungslos und ungeschönt wissen wolltet, wie weit man ohne jegliches Talent und ohne einen Hauch von Fingerfertigkeit beim Zaubern wirklich kommt – hier sollt ihr es erfahren. 😉
Kein Magic May ohne die richtigen Zaubergadgets
Ein Zauberer ist natürlich immer nur so gut, wie sein cooles Equipment. Ob ich mir also mit der Auswahl des Billig-Zauberkastens für Kinder selbst ein Bein gestellt habe, sei mal dahingestellt. Aber jeder fängt nun mal irgendwann ganz klein an und außerdem sei angemerkt, dass die angebotenen Zauberworkshops in München und Umgebung einfach nur schweineteuer sind (aber immerhin kann man dann schon mal sicher sein, dass die Anbieter wissen wie man seinem Publikum das Geld aus der Tasche zaubert) und die meisten YouTube-Zaubertutorials für Anfänger dank diversen Fachbegriffen einfach nur unverständlich sind. #SwingCut, #FalseShuffle, #Rifflen (hat das was mit Kartoffelchips zu tun?), #TotalEinfacherZaubertrick.
Auch der Zauberkasten für Kinder war – wider Erwarten – keine große Hilfe auf meinem Weg vom Zauberlehrling zum Hexenmeister (#GoetheReferenz, #SoSophisticated), denn im knackigen Alter von 25 Jahren ist man leider nicht mehr süß genug, um irgendjemanden mit dem Trick Zauberstab an der Hand schweben lassen zu beeindrucken, der als Requisiten einen Zauberstab, eine Hand und ein Stück Klebeband erfordert. Als ich schon kurz davor war meine kurze aber intensive Zauberkarriere wieder an den Zauberhut zu hängen, fand sich gegen Ende des Magic May doch noch mein wahres Talent – der good old Kartentrick. Gut, womöglich brauche ich dazu gezinkte Karten und gut, womöglich habe ich anfangs überlesen, dass die Karten gezinkt sind – und mich entsprechend fluchend darüber beschwert, dass die beschriebenen Zaubertricks aus der Anleitung des Kartendecks einfach nicht funktionieren (ihr merkt, der Titel Zaubern für Dummies kommt nicht von ungefähr 😉 ). Aber nachdem diese Anfangsschwierigkeiten nun überwunden sind, zaubere ich euch eure gezogene Karte schneller wieder aus dem Stapel hervor als ihr überhaupt schauen könnt. …gut, womöglich auch nur, wenn ihr relativ langsam schaut.
The Great Joy Leslie: Lernen vom ganz Großen
Man soll ja bekanntlich aufhören wenn’s am schönsten ist, deswegen habe ich nach meinen bahnbrechenden Kartentrickerfolgen die aktive Zauberei an den Nagel gehängt und den Magic May stattdessen mit dem Besuch einer Zaubershow passiv ausklingen lassen. Sagte ich passiv? I wish! Am 26. Mai trat The Great Joy Leslie (der unter anderem häufig im Vorprogramm von AnnenMayKantereit zaubert) im Vereinsheim Schwabing auf und voll freudigen Übermutes, dass sich für meinen Zaubermonat alles so wunderbar fügt, habe ich sogleich Karten bestellt. Zwei Dinge habe ich dabei leider nicht bedacht: 1. Das Vereinsheim bietet nur Platz für ein sehr begrenztes Publikum. 2. Zaubershows sind meistens interaktiv.
In mir schlummert leider ebenso wenig Rampensau wie Houdini (Top-Voraussetzungen für einen aspirierenden Profizauberer!), sodass ich bei Shows nur äußerst ungern – und entsprechend umso häufiger – auf die Bühne gezogen werde. Bei meiner letzten Zaubershow vor einem Jahr in Las Vegas war das kein Problem, schließlich macht sich David Copperfield natürlich nicht die Arbeit, fünf Stunden bis zu den billigen Plätzen ganz nach hinten zu laufen. Joy Leslie hingegen gab sich wirklich größte Mühe, sein gesamtes Publikum in die Show einzubinden. Meine Begleitung Toni und ich saßen also die ganze Zeit auf glühenden Kohlen bzw. glühenden Barhockern und beteten, nicht zersägt oder anderweitig verzaubert zu werden. Während dieser Adrenalinrausch die Freude über die ansonsten sehr gelungene Show ein wenig trübte, muss man Joy Leslie echt zugute halten, dass er uns die Panik vermutlich an der Nasenspitze angesehen und uns deswegen verschont hat. Ein wirklich gelungener Abschluss des Magic May und wer auf Zauberei und Humor mit einer gesunden Mischung Herzinfarkt steht, der ist bei Joy Leslie auf jeden Fall in besten Zauberhänden.
Aus der Zauber: Mein Résumé
Dieses Résumé kommt für euch jetzt vielleicht unerwartet und ist für viele sicherlich auch ein Schock, aber nach langem Abwägen habe ich entschlossen, meine Zauberkarriere nach dem Magic May nicht weiterzuführen. Der Gedanke, dass Awesome Anso eines Tages die Zauberbühnen der Welt erobert, ist zwar in unser aller Köpfen fest verankert, doch manchmal muss man sich eben auch auf seine wahren Stärken besinnen und die Wunschträume weiter Träume sein lassen. Zudem ist mir während meines Zaubermonats erst bewusst geworden, wie viel wahre Zauberei und Wunder eigentlich schon in unserem Alltag stecken. Nicht zuletzt die Tatsache, dass ich seit geschlagenen drei Wochen einen Basilikum am Leben erhalte. It’s magic!